"Klassifizierungsbericht" anstelle ABP oder ABZ

Benutzer_230

Hallo Kollechen

ich bearbeite derzeit ein Projekt, dabei soll eine F90 Wand (Außenwand einer Garage) zur Ausführung kommen.

Ich habe für diesen Wandaufbau einen "Klassfizierungsbericht" der MFPA Leipzig bekommen. Dieser wurde nach DIN EN 13501-2 ausgeführt.

Das Ergebnis der Klassifizierung ist somit nach den neuen Europäischen Begriffen (REI, EI, etc.) bewertet.

Jedoch wurde auf der ersten Seite folgendes angefügt: "Dieser Klassifizierungsbericht ist keine Typenzulassung oder Produktzertifizierung. Er ersetzt nicht einen gegebenefalls erforderlichen Nachweis nach deutschem Baurecht (Landesbauordnung) ..."

Können Ihr mir mitteilen, ob dieser Klassifizierungsbericht (anstelle eines ABP poder ABZ) bzw. die Wand eingesetzt werden darf?

Gruß und Dank

Rupi

WernerMueller

Hallo Herr Stinglwagner,

Nein. Sie zitieren ja selbst den Inhalt: " ...ersetzt nicht einen ggf. erforderlichen Nachweis nach deutschem Baurecht...".

Der Klassifizierungsbericht ist eine Grundlage (von mehreren) eines Verwendbarkeitsnachweises (ABP oder ABZ). Ein ABP (in Ihrem Fall für eine Wand) ist daher nach wie vor erforderlich.

Gruß

Werner Müller

Benutzer_2705

Hallo,

ich muss das Thema aus gegebenen Anlass nochmal aufrollen.

Ist es nicht so, dass eine ABP oder ABZ nur erforderlich ist, wenn das Bauprodukt von den in der Bauregelliste genannten Technischen Regeln abweicht?

Wenn also durch den Klassifizierungsbereicht nachgewiesen wird, dass das Produkt den technischen Regeln entspricht, ist aus meinem Verständnis ein ABP / ABZ nicht erforderlich.

Ich habe derzeit die Diskussion bei einer Wandbekleidung als Holzwerkstoffen. Hier liegt auch "nur" ein Klassifizierungsbericht nach DIN 13501 vor.

Deutschem Baurecht wäre also nach meinem Verständnis genüge getan...

Habe ich einen Denkfehler?

Danke für die Hilfestellungen.

S. Huber

vonhof

Hallo Frau Huber,

der europäische Klassifizierungsbericht reicht nicht aus.

Es muss sich um ein geregeltes Bauprodukt handeln, welches in der Bauregelliste "freigegeben" ist (oft in Verbindung mit ETAs) oder es gibt eine harmonisierte Norm. Ansonsten ist die Leistungserklärung nach Bauproduktenverordnung heute (gab es 2007, als die Frage gestellt wurden, noch nicht; in Verbindung mit dem CE Kennzeichen) das Maß der Dinge. Aus der Leistungserklärung ergibt sich die Eigenschaft des Bauproduktes - was aber noch nicht heißt, dass es uneingeschränkt in Deutschland gilt. Denn die deutschen Eigenheiten werden oft nicht abgebildet. So kennen die europäisch geprüften Decken z.B. nur einen Feuerwiderstand von unten, während in Deutschland die Decke den Feuerwiderstand von unten und von oben aufweisen muss.

Der Klassifizierungsbericht kann zusätzlich notwendig werden, wenn "deutsche Zusatzanforderungen" aus der BRL B belegt werden müssen. Meistens werden dann aber direkt zusätzliche Nachweis über abZ gefordert.

Ist aber eigentlich auch nicht anders als es früher war, nur ein bisschen komplizierter.

Ansonsten müssen Sie dringend die "deutschen Zusatzanforderungen" aus der Bauregelliste beachten. Die stehen oft sehr versteckt im Kleingedruckten. Beispiel: für nichtbrennbare und normalentflammbare WDVS kann eine ETA ausreichen, für schwerentflammbare braucht es aber immer eine deutsche Zulassung. Findet man aber nur schwer heraus, wenn man es nicht weiß. Sie können es ja mal versuchen...

Gruß

Alexander Vonhof

Benutzer_465

Hallo, Herr Vonhof

dann versuche ich mal auch für mich zusammenzufassen:

- für ein geregeltes Bauprodukt brauche ich keinen Verwendbarkeitsnachweis und keine Übereinstimmungserklärung und muss nur die mit der Regel (Norm) konforme Ausführung kontrollieren

- wenn ungeregelt, brauche ich -neu- erstmal die Leistungserklärung

UND eine Übereinstimmungsbestätigung der Ausführungsfirma

- dann muss ich als Kontrollierender prüfen, ob ich ZUSÄTZLICH noch einen Klassifizierungsbericht brauche, um den (in Fußnoten versteckten) deutschen Zusatzanforderungen gerecht zu werden

eigentlich ganz einfach....smile...

M. Koeppen

Benutzer_465

P.S.:

ich würde möglichst darauf hinwirken, die F90-Wand nach Norm zu bauen und ohne erhöhten Papierkrieg...

Benutzer_1795

Hallo Herr Koeppen,

wie Sie es schreiben, sollte es sein. Leider ist dies nur in Deutschland noch nicht so. Derzeit läuft ein Verfahren der EU gegen die BRD wegen Handelshemmnissen. Ich zeige dies am Besten am Beispiel Brandschutzklappe der Marke Trox:

Die Brandschutzklappe entspricht einer harmonisierten europäischen Norm (vgl. Ziffer 1.17.5 Bauregelliste B), somit benötige ich eigentlich nur eine Leistungserklärung. Diese findet man auf der Seite von Trox recht einfach:

http://www.trox.de/downloads/d3fef324684cc306/f3755999b5704540af92552097dc2a74/fk-eu.pdf?type=certificates

Nun schaut man aber in die Bauregelliste und findet diverse Anhänge, die zu beachten sind, u.a. Anhang 09:

"Die harmonisierte Norm enthält im Anhang ZA keine Festlegungen für das Brandverhalten des Bauprodukts/Bausatzes/der Elemente des Bausatzes. Bis zu einer Ergänzung der harmonisierten Norm um solche Bestimmungen ist das Brandverhalten noch nicht harmonisiert. Das Brandverhalten des Bauprodukts/Bausatzes/der Elemente des Bausatzes ist deshalb im Rahmen

einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung festzulegen."

Somit benötigt man derzeit nach Bauregelliste sowohl Leistungserklärung als auch nationale Verwendbarkeitsnachweise. Da hiermit quasi alle ausländischen Produkte herausfallen (keiner hat ein abP/abZ), hat die EU geklagt. Ich habe beim DIbT nachgefragt, wie während des Verfahrens gehandelt werden soll/muss; auf die Frage, ob die harmonisierte Norm oder die Forderung der Bauregelliste gilt, wurde mir ein vielsagendes "wissen wir auch nicht" entgegengebracht. Also stehen wir im Moment wieder ohne echte Regelung da...